von Dr. Dieter Heesch und Andrea Oberhofer.

Im Bereich der Medizin gibt es noch etliche Erkrankungen, deren Entstehung oder Ursache als unklar gelten. Ob das nun die Migräne, der Morbus Sudeck oder das viel diskutierte Reizdarmsyndrom ist. Da den Medizinern oft keine messbaren Laborparameter oder bildgebenden Verfahren weiterhelfen, da sie bei ihren Untersuchungen nichts finden können, wird oft auch eine psychische Ursache vermutet. Diese dann als  somatoforme Störungen bezeichneten Befindungsstörungen der Patienten sind im Grunde nichts anderes als funktionelle Störungen (ohne Organbefund). Und sicherlich spielt die Psyche auch immer eine Rolle bei Erkrankungen. Trotzdem werden die apparativen Untersuchungen solchen funktionellen Störungen nicht gerecht, denn man kann nichts feststellen, da nichts kaputt, sondern nur funktionsgestört ist.

Woher kommt aber die funktionelle Störung?

Jede Zeit versucht sich, wie z. B. die antiken Chinesen, auch unerklärliche Phänomene, ob in der Natur oder im Bereich der Erkrankungen des Menschen, mit dem Wissen ihrer Zeit dennoch zu deuten. Wir leben im Computerzeitalter. Nehmen wir den Computer als Analogon zum Körper, würden wir diesen aufteilen in Hardware und Software. Alles Fassbare (dazu gehört auch das somatisches Nervensystem) wäre Hardware, das vegetatives Nervensystem die Software. Hier genauer das Betriebssystem (beispielsweise Windows 10), auf das wir primär keinen Einfluss nehmen können oder besser nicht sollten. Ist das Betriebssystem gestört, funktionieren wesentliche Abläufe des Körpers/Computers nicht.
Wie kann es aber zu Störungen des Körper-Betriebssystems (= vegetatives Nervensystem) kommen? Hier bietet sich das Modell der vertebro-vegetativen Koppelung (MvvK) als hervorragend realitätstüchtiges Erklärungsmodell an.

Mittlerweile deuten schon etliche Therapeuten den Sympathikus als Verursacher vieler bisher nicht erklärbarer Erkrankungen. Besonders den Neuraltherapeuten sind diese Zusammenhänge bewusst, aber sie konnten bisher nur den Sympathikus mit einem Lokalanästhetikum lähmen. Aber ruhig stellen kann man nur einen Nerven, der zuvor erregt war. Was ist der Grund für die Übererregung des Sympathikus? Bisher konnte von der Seite der Neuraltherapie keine Ursache für die Störung angeben werden. Die Manualtherapeuten konnten sich nur sehr diffus vorstellen, wie es zu einer Störung des vegetativen Nervensystems kommen kann. So wurde beispielsweise eine Reizung propriozeptiver Nerven in der Kapsel der kleinen Wirbelgelenke, Weiterleitung dieser Reize in das Zentralnervensystem und Umschaltung dort auf sympathische Kerne angenommen.

Mit dem Modell der vertebro-vegetativen Koppelung ist diese jedoch erklär- und deswegen auch ebenso heilbar. Nicht nur die fast prinzipiellen Erfolge der auf dem MvvK basierenden Sympathikus-Therapie, sonder auch die fast identische Entstehung neuropathischer Syndrome wie Zoster, Juckreiz, brennender Schmerz in der Peripherie, Parästhesien belegen die Richtigkeit des Wirkmodells. Auch hier sind die Symptome vertebragen und durch die manuelle Behandlung des den Grenzstrang bedrängenden blockierten Wirbels rasch und nachhaltig zu lindern.
Denn was viele nicht wissen: Ein kleiner Teil der sensiblen Nerven des Rückenmarks gehen durch eine Verbindung, die Ramus albus genannt wird, direkt in den Grenzstrang, um von hier weiter in die Peripherie zu ziehen. Werden diese Nerven (analog dem Geschehen bei einem Bandscheibenvorfall) im Grenzstrang bedrängt, entstehen die oben genannten Symptome. Eine manuelle Rückbringung des die Bedrängung verursachenden Wirbels in die richtige Position, lässt die Symptome sofort verschwinden.
Obige Symptome treten nur in Bereichen der Wirbelsäule auf, die über Rippen oder rippenanaloge Gelenke verfügen – das sind die BWS, das ISG und die Kopfgelenke. Diese Bereiche entsprechen genau denen, für die das Modell der vertebro-vegetativen Koppelung Geltung hat. LWS und HWS kommen bei der auf dem MvvK basierenden Sympathikus-Therapie nicht vor.
Auch das für die Sympathikus-Therapie wesentliche pathognomonische Kriterium „Verschlechterung in Ruhe“ trifft für obige Symptome zu. Nicht nur der paravertebrale Juckreiz und die Parästhesien aller Finger treten überwiegend nur in Ruhe auf, auch die Schmerzen des Zosters bemerkt der Patient verstärkt in Ruhe.