Internistische Erkrankungen mit dem Terminus „Reiz“
Sowohl beim Reizmagen, der vor allem morgens auftritt (und die Beschwerden dann unverständlicherweise im Lauf des Tages nachlassen) als auch beim Reizdarmsyndrom sind letztendlich keine eindeutigen anatomischen Substrate zu finden. Auf die mögliche neurogene Bedingung weist ja auch schon der Begriff „Reiz“ hin.
Anfangs des 20. Jahrhunderts galt überwiegend nervliche Überreizung als Ursache vieler Syndrome. Ein Reizdarmsyndrom hätte damals gar nicht anders gesehen werden können. Die damalige psychosomatische Sichtweise wäre sogar sinnvoller gewesen als die heutige Tendenz, überwiegend somatische Ursachen zu suchen. Das Neue, gar revolutionäre an der Sichtweise der Sympathikus-Therapie ist die Einbindung des Sympathikus als mögliches (auch alleiniges) Verursachungsmoment eines bisher nicht zu klärenden Syndroms.
Hier liegt jedoch – nicht wie beim Zoster – eine Irritation des sensiblen Nervs im Grenzstrang vor, sondern die von Anteilen des Sympathikus, der die inneren Organe steuernd beeinflusst.
Nachvollziehbar ist die Auslösung von Herzrhythmusstörung im Sinne einer Tachykardie durch eine mechanische Irritation des sympathischen Ganglions durch den Kopf der vierten linken Rippe. Mittlerweile werden hier auch endoskopische Resektionen an diesem Anteil des Sympathikus zur Therapie von tachykarden Rhythmusstörungen vorgenommen. Meine fast 40-jährige Erfahrung wies hier eine überzufällige Häufung von Rotationsblockierungen nach rechts (= Ventralisierung des Rippenkopfes links) des vierten Brustwirbelkörpers. Standardmäßig waren nach einer Korrektur der Wirbelfehlstellung die nur in Ruhe auftretenden Tachykardien beseitigt.
Ähnliche Funktionsstörungen der Steuerung gibt es auch im Bereich des Intestinalsystems. Hier sind die Mechanismen, die zu einem Reizdarmsyndrom, Reizmagen und Refluxösophagitis führen können jedoch von der Pathophysiologie ungeklärt. Die Zusammenhänge sind nur empirisch, sind aber auch von W. Braeucker vor 65 Jahren in „Die Heilerfolge der gezielten neuroregulatorischen Sympathikus-Therapie“ und von H. Barop in „Lehrbuch und Atlas der Neuraltherapie“ identisch beschrieben worden. Nur über neuraltherapeutische Eingriffe am rechten Ganglion coeliacum ist beispielsweise das Colon beeinflussbar gewesen. Die Sympathikus-Therapie vermag das Intestinum auch nur über den rechten Grenzstrang zu behandeln.
Zum besseren Verständnis möchte ich hier auf die beiden Anlagen zu diesem Thema hinweisen: einmal eine private Studie, die dann zu einer Untersuchung der Universität Jena führte. Bei beiden Untersuchung zeigte sich eine positive Beeinflussung bei rund 70% der Patienten. Das ist eine Marge, die weit über die in der S3 Leitlinien für anderen Methode beschrieben wird und auch erheblich über den Placebobereich hinaus reicht.
Reizdarmstudie (Kauf über Thieme)